Der globale Wettbewerb um superreiche Auswanderer hat sich verschärft, da immer mehr Niedrigsteuerländer gezielt Steueranreize bieten, um vermögende Einzelpersonen anzulocken. Angesichts strengerer Steuergesetze und eines steigenden Informationsaustauschs suchen Reiche verstärkt nach stabilen und steuerfreundlichen Alternativen wie der Schweiz oder den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Steueroasen im Wettbewerb um Superreiche: Ein globaler Trend
In den vergangenen Jahren hat sich der Wettbewerb um superreiche Auswanderer zwischen Niedrigsteuerländern verschärft. Reiche Europäer, die früher ihr Geld ins Ausland gebracht haben, um hohe Steuern zu umgehen, ziehen nun zunehmend selbst um. Statt nur Kapital zu verschieben, verlagern sie ihren gesamten Wohnsitz in Länder, die ihnen attraktive steuerliche Vorteile bieten. Dabei wird die Konkurrenz unter den Steueroasen immer intensiver.
Steueranreize und der Kampf um Reiche
Mehrere Länder konkurrieren aktiv um wohlhabende Einwanderer, indem sie besondere Steueranreize bieten. Zypern, Griechenland, Italien, Malta, Portugal und Spanien versuchen beispielsweise seit einiger Zeit, sich als attraktive Alternativen zur traditionellen Steueroase Schweiz zu positionieren. Diese Länder locken Superreiche mit steuerlichen Erleichterungen und Pauschalsteuersätzen an. So bieten Griechenland und Italien maximale Pauschalsteuern von 100.000 bis 200.000 Euro pro Jahr an, während Zypern und Malta ausländische Dividenden gar nicht besteuern.
Ein jüngstes Beispiel für diesen Steuerwettbewerb ist Italien, das kürzlich seine Pauschalsteuer auf ausländisches Einkommen verdoppelte, um die Unzufriedenheit der Einheimischen über die Vorteile für reiche Ausländer zu mindern. Diese Änderung kam jedoch bei den wohlhabenden Auswanderern schlecht an, da sie politische und steuerliche Stabilität schätzen.
Die Schweiz und die Vereinigten Arabischen Emirate als Vorreiter
Die Schweiz bleibt ein Vorreiter im Anlocken reicher Ausländer. Dort können vermögende Einzelpersonen individuelle Steuervereinbarungen mit den lokalen Behörden treffen, die ihnen maßgeschneiderte Steuerlösungen bieten. Diese Flexibilität macht die Schweiz weiterhin zu einem begehrten Ziel für Superreiche.
Allerdings gewinnen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), insbesondere Dubai, immer mehr an Attraktivität. Dubai erhebt weder Einkommens- noch Kapitalsteuern, was es zu einem attraktiven Standort für diejenigen macht, die ihr Vermögen in Sicherheit bringen wollen. Studien von Henley & Partners, einem Beratungsunternehmen für Investitionsmigration, zeigen, dass immer mehr Superreiche aus Europa nach Dubai ziehen.
Veränderte steuerpolitische Rahmenbedingungen in Europa
Einige europäische Länder verschärfen dagegen ihre steuerlichen Regelungen, was zu einer Abwanderung vermögender Bürger führt. Großbritannien ist ein prominentes Beispiel: Die Labour-Regierung hat eine langjährige Steuerregelung, die sogenannte „Non-Dom“-Regelung, abgeschafft. Diese ermöglichte es Ausländern, in Großbritannien nur auf dort verdientes Geld Steuern zu zahlen, nicht jedoch auf ihr weltweites Einkommen. Diese Änderung führte zu einer Abwanderungswelle von Reichen, die nun andere Länder mit günstigeren Steuerbedingungen suchen.
Ähnliche Trends lassen sich auch in Norwegen beobachten, das 2022 sein Vermögens- und Kapitalertragssteuersystem änderte und damit eine Flucht von Superreichen in die Schweiz auslöste. Frankreich wiederum bereitet Notfallpläne vor, sollte das neue Bündnis linker Parteien im Parlament Vermögen stärker besteuern.
Das Ende des Bankgeheimnisses und der Informationsaustausch
Der Wandel in der internationalen Finanzlandschaft hat das Verhalten reicher Menschen grundlegend verändert. Das Ende des Bankgeheimnisses und der zunehmende Informationsaustausch zwischen Staaten haben dazu geführt, dass immer mehr Reiche das Land verlassen, in dem sie keine Steuern zahlen wollen. Experten wie Pascal Saint-Amans, ehemaliger Leiter der Steuerabteilung der OECD, betonen, dass dieser Trend auch durch die hohe Verschuldung vieler Staaten während der Pandemie verstärkt wurde.
Fazit
Die zunehmende Verschärfung der Steuergesetze in traditionellen Hochsteuerländern und der Wettbewerb um vermögende Einwanderer unter Niedrigsteuerländern zeigt: Superreiche suchen weltweit nach den besten Bedingungen, um ihr Vermögen zu schützen und steuerliche Belastungen zu minimieren. Der Wettbewerb unter den Steueroasen wird sich in den kommenden Jahren wohl weiter intensivieren, während sich Länder strategisch neu positionieren, um diese finanzstarke Gruppe anzulocken.